Freitag, 23. Juni 2017

Volkskrankheit Burnout - Die ausgebrannte Republik

Am schieren Volumen der Arbeit kann es kaum liegen, dass sich ein beachtlicher Teil der Erwerbstätigen ausgebrannt fühlt. Eine Personalpolitik, die den Beschäftigten solide Leitplanken vorgibt, ist ein wirksamer Schlüssel dazu, Burnout zu vermeiden. 

Manager trifft es, Sozialarbeiter, Fußballtrainer, Musiker oder Verwaltungsangestellte: Die Rede ist vom Burnout. Ausgebrannt zu sein, könnte zur Volkskrankheit des 21.Jahrhunderts werden. Der Begriff dominiert derzeit die Debatte über die deutsche Arbeitskultur. Dabei ist weder klar, wovon genau die Rede ist, denn es handelt sich nicht um ein klar definiertes anerkanntes Krankheitsbild. Noch ist das tatsächliche Ausmaß des Problems nicht bekannt, verlässliche Statistiken liegen nicht vor. Beruht der Anstieg der Krankschreibungen auf Grund psychischer Leiden ausschließlich auf verstärktem Aufkommen, oder spielt auch ein veränderter Umgang mit dem Thema durch sensibilisierte Ärzte und Patienten eine Rolle?

- Endzustand emotionaler Erschöpfung

- Jeder dritte Berufstätige fühlt sich stark erschöpft

- Ein Phänomen der Dienstleistungsgesellschaft

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/volkskrankheit-burnout-die-ausgebrannte-republik-11627772.html

 

Habe ich einen Burnout? - So erkennst du die Symptome https://www.youtube.com/watch?v=u_w7umIQCHY

Burnout vorbeugen: 10 Tipps! 

https://www.youtube.com/watch?v=eug2GeqdRr4&spfreload=5

Die beste Therapie : https://www.youtube.com/watch?v=ILaLM_6fVlM&spfreload=5

Freitag, 16. Juni 2017

Kanzler der Einheit - Helmut Kohl ist tot

Altbundeskanzler Helmut Kohl ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren. Helmut Kohl war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler, als sein größtes Verdienst gilt sein Einsatz für die deutsche Einheit. Mit mindestens ebensoviel Leidenschaft setzte er sich für das Zusammenwachsen Europas ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete Kohl als "Glücksfall für uns Deutsche".

Als großen Deutschen und großen Europäer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl gewürdigt. Er habe erkannt, dass die Einheit Deutschlands und Europas untrennbar miteinander verbunden seien, sagte Merkel am Freitag in Rom. Er habe die Gunst der Stunde genutzt, um die Wiedervereinigung herbei zu führen.
Die Kanzlerin betonte, Kohl habe auch ihren eigenen Lebensweg entscheidend verändert. Durch ihn habe sie ein Leben in Freiheit führen und das Leben in der Diktatur verlassen können. Kohl sei ein "Glücksfall für uns Deutsche" gewesen.

Ehrenbürger Europas

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Kohl als große Persönlichkeit der deutschen und europäischen Geschichte: "Kohl hat sich mit ganzer Kraft für die Verankerung unseres Landes im westlichen Bündnis eingesetzt.
Er hat die europäische Einigung mit Leidenschaft vorangetrieben und bis zuletzt für die europäische Idee geworben - als 'Ehrenbürger Europas' wird er uns allen in Erinnerung bleiben", schrieb Steinmeier in einem Kondolenzbrief an Maike Kohl-Richter zum Tod ihres Mannes.

Flaggen auf Halbmast

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte Kohl als einer der Ersten gewürdigt: "Helmut Kohl war ein großer Europäer und ein sehr guter Freund", teilte Juncker mit. "Ohne Helmut Kohl gäbe es den Euro nicht." Nur drei Menschen, Jean Monnet, Jacques Delors und Helmut Kohl, hätten für ihre Verdienste für die europäische Zusammenarbeit die Ehrenbürgerschaft Europas erhalten, sagte Juncker. Das mache den Verlust umso größer – politisch wie menschlich. Juncker: "In Gedenken an Helmut Kohl habe ich deshalb die Europaflaggen vor den europäischen Institutionen auf Halbmast setzen lassen."
Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte Kohl. "Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist." Das sei Kohls großes Vermächtnis, erklärte Gabriel. "Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben."

"Helmut war ein Fels"

Der frühere US-Präsident George H. W. Bush hat Helmut Kohl als "wahren Freund der Freiheit" gewürdigt. "Er ist der Mann, den ich als eine der größten politischen Führungsfiguren im Nachkriegseuropa ansehe", heißt es in einem Statement von Bush, das sein Büro verbreitete. Bush war einer der US-Präsidenten, die während Kohls Amtszeit im Weißen Haus waren. Beide Politiker gelten als Väter der deutschen Einheit.
Es sei eine der "großen Freuden meines Lebens", gemeinsam mit Kohl an der friedvollen Beendigung des Kalten Krieges und an der deutschen Wiedervereinigung innerhalb der Nato gearbeitet zu haben, sagte Bush: "Bei all unseren Anstrengungen war Helmut ein Fels - stark und beständig." Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat zum Tod Kohls dessen visionäre Führungskraft gewürdigt. Damit habe Kohl Deutschland und Europa auf das 21. Jahrhundert vorbereitet: "Er war aufgerufen, einige der monumentalsten Fragen seiner Zeit zu beantworten."

"Großer Patriot und Europäer"

Gerhard Schröder, Nachfolger Kohls im Amt des Bundeskanzlers, betonte Kohls Verdienste um die deutsche Einheit: "Die Einigung unseres Landes und unseres Kontinents wird auf alle Zeit auch mit seinem Namen verbunden bleiben." Kohl sei ein "großer Patriot und Europäer" gewesen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat Kohl für dessen Beziehung zur jüdischen Gemeinschaft gedankt: "Die neue Blüte der jüdischen Gemeinschaft haben wir ganz wesentlich der Zuwanderung zu verdanken", sagte Schuster. "Im Bewusstsein der historischen Verantwortung Deutschlands machte Helmut Kohl den Weg frei für die Einwanderung der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Dies ist ein bleibender Verdienst Kohls." In der Sowjetunion hatte  Ende der 1980er-Jahre eine neue Welle des Antisemitismus eingesetzt.

16 Jahre an der Macht

Kein Bundeskanzler war länger im Amt als Helmut Kohl – von 1982 bis 1998. In die Geschichte aber ging der promovierte Historiker vor allem als Kanzler der deutschen Einheit ein. Kohl gestaltete die Wiedervereinigung 1989/90 entscheidend mit.
Im Zuge der CDU-Spendenaffäre, in der Kohl sich weigerte, die Namen von Spendern zu nennen, kam es zu einem schweren Zerwürfnis zwischen ihm und seiner Partei. Kohl verlor den Ehrenvorsitz.
Geboren wurde Helmut Kohl am 03. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein. Nach seinem Abitur studierte er in Frankfurt am Main und Heidelberg Rechtswissenschaften und Geschichte.

Seit 1946 Mitglied der CDU

Schon als Schüler war Kohl 1946 der CDU beigetreten. In den 1970er-Jahren war Kohl einer der jüngsten Spitzenpolitiker der CDU. Von 1969 bis 1976 war er Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz.
1960 heiratete Kohl die Diplomdolmetscherin Hannelore Renner. Kohls erste Ehefrau litt seit 1993 an einer Lichtallergie und beging im Juli 2001 mit einer Überdosis Tabletten Suizid. Die beiden Söhne Walter und Peter wurden 1963 und 1965 geboren.
Im Jahr 2008 heiratete Kohl Maike Richter. Sie war in den 1990er-Jahren Beamtin in der Wirtschaftsabteilung des Kanzleramtes unter Kohl.
2008 erlitt der Altkanzler bei einem Sturz nach einer Knie-Operation ein Schädel-Hirn-Trauma. Seither war er auf einen Rollstuhl angewiesen und konnte nur noch mit Mühe sprechen. Er trat danach nur noch selten öffentlichen auf. Zuletzt hatte er im November 2014 in Frankfurt am Main mit Hilfe seiner Frau Maike Kohl-Richter sein Buch "Aus Sorge um Europa" vorgestellt.

http://www.deutschlandfunk.de/kanzler-der-einheit-helmut-kohl-ist-tot.2852.de.html?dram:article_id=388909

Freitag, 2. Juni 2017

So will die Telekom Turbo-Internet aufs Land bringen

Von Thomas Heuzeroth, Daniel Wetzel |  

Fast alle Deutschen sollen künftig schnell im Internet surfen. Den nötigen Netzausbau will die Telekom jetzt beschleunigen. Manche Kabel, die dabei genutzt werden, liegen schon jahrelang im Boden.

Die Deutsche Telekom holt sich für ihren Breitbandausbau auf dem Land Stromnetzbetreiber zu Hilfe. Eine Vereinbarung dazu schloss der Bonner Konzern jetzt mit der RWE-Ökostromtochter Innogy, dem größten Verteilnetzbetreiber für Elektrizität in Deutschland.
Zusammen wollen die beiden Unternehmen zunächst 60 Ortsnetze in ländlichen Regionen der Eifel, des Hunsrücks und des Münsterlands mit schnellem Internet versorgen. Das kündigte Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme gemeinsam mit der Innogy-Netzchefin Hildegard Müller in Berlin an.
Damit gebe es für rund 55.000 Haushalte zum ersten Mal die Möglichkeit, einen schnellen Internetanschluss bei der Telekom zu erhalten. Der Bonner Konzern verspricht hier künftig Geschwindigkeiten von 50 bis 100 Megabit.
Wer in diesen Ortsnetzen bislang bei der Telekom war, hatte in vielen Fällen nur einen langsamen Anschluss von vielleicht einem Megabit. Zum ersten Mal können Telekom-Kunden dann über Maxdome, Netflix oder Amazon Filme streamen, was nur bei höheren Bandbreiten möglich ist.

Vorhaben für die Telekom ein Novum

Wie die „Welt“ aus dem Umfeld der Telekom erfahren hat, gibt es ähnliche Verhandlungen auch mit EWE Tel, einem Tochterunternehmen des Stromkonzerns EWE im Norden Deutschlands. EWE hat in der Vergangenheit ein Glasfasernetz gebaut, das heute 90.000 Haushalte erreichen kann.
Für die Telekom sind solche Kooperationen ein Novum. Bislang hat das Unternehmen seinen Ausbau im Alleingang vorgenommen, eine Ausnahme ist eine Kooperation mit Netcologne in Köln. „Die Zeit ist reif, ausgetretene Pfade zu verlassen“, sagte Telekom-Deutschland-Chef van Damme. Auch die Gründung gemeinsamer Unternehmen schloss der Telekom-Manager nicht aus.
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Bei den Anschlüssen von Innogy handelt es sich um Glasfaserkabel, die das Vorgängerunternehmen RWE seit etwa 2010 beim Bau neuer Stromtrassen mit im Boden verlegt hatte. Durch die neue Kooperation mit der Telekom kommt physisch also vorerst kein einziger neuer Breitbandanschluss hinzu.
Allerdings soll die Kooperation dazu beitragen, dass sich Investitionen ins Breitbandinternet auf dem Lande in Zukunft besser rechnen. Die Deutsche Telekom hatte gegenüber der Politik zugesagt, bis 2018 rund 80 Prozent der Bevölkerung mit Breitbandinternet zu versorgen. Der Konzern hatte jedoch immer klargemacht, dass er den Anschluss der übrigen 20 Prozent wirtschaftlich nicht allein stemmen könne.

Nicht alles geht mit den Innogy-Kabeln

Mit Innogy hat sich jetzt ein erster Partner gefunden. Die RWE-Tochter bot über die selbst verlegten Datenkabel zwar auch eigene Internetdienste an. Doch die zur Verfügung stehenden Kapazitäten wurden dabei nicht ausgelastet. Durch das Marketing und die Angebote der Telekom soll es nun gelingen, die bereits verlegten Breitbandkabel besser zu nutzen.
Die Erlöse aus dem Telekom-Geschäft erleichtern es Innogy, beim Stromnetzausbau in Zukunft standardmäßig Breitbandinternet mitzuverlegen. Nach Angaben des Unternehmens verlegte Innogy bislang parallel zum Stromnetzausbau pro Jahr etwa 1000 Kilometer Leerrohre. Künftig sollen hier Glasfaserkabel stets mit eingezogen werden.
Beide Unternehmen gehen davon aus, „dass die Kooperation einen wesentlichen Beitrag zum schnellen Ausbau leistet“, heißt es in einer Mitteilung. Technisch ist die Telekom jedoch noch nicht in der Lage, alle Angebote über die Innogy-Netze anzubieten. So wird es Internetfernsehen mit den Entertain- und MagentaEins-Tarifen vorerst nicht geben. „Für uns war es wichtig, schnell und umfänglich ein Angebot zu realisieren“, begründete van Damme die Einschränkung.

Deutschland im Ranking hinter Litauen und der Slowakei

Nach dem Breitbandziel der Bundesregierung soll jeder Haushalt in Deutschland bis Ende nächsten Jahres in Reichweite eines Internetanschlusses von mindestens 50 Megabit pro Sekunde sein. Allerdings lässt das Ziel eine Hintertür offen, da die geforderte Datenrate nicht mit einem Festnetzanschluss erreicht werden muss, sondern auch der Mobilfunk mitgezählt wird. Und der weist dank des Datenturbos LTE auf dem Papier enorm hohe Geschwindigkeiten aus, die jedoch rapide fallen, wenn sich mehrere Surfer dauerhaft einklinken.
Ohne das Funkinternet ist das Regierungsziel wohl überhaupt nicht zu schaffen. Nach Daten des globalen Internet-Infrastrukturbetreibers Akamai sind Bundesbürger über ihre leitungsgebundenen Anschlüsse im Schnitt mit 13,7 Megabit pro Sekunde im Internet unterwegs. Im internationalen Vergleich reicht das nur für Platz 26 – noch hinter Litauen und der Slowakei.
Vor allem der Ausbau in ländlichen Regionen stockt. Tatsächlich lohnt er sich für Unternehmen in vielen Fällen nicht, weil dort nur wenige Menschen leben. Hohe Netzinvestitionen sind dort nicht rentabel. Aus diesem Grund stellen Bund und Länder Fördermittel bereit. Ein Programm des Bundes ist mit vier Milliarden Euro versehen und läuft seit Ende 2015. Für Gewerbegebiete sind im vergangenen Jahr noch einmal 350 Millionen Euro hinzugekommen.
Darüber hinaus gibt es Fördertöpfe in den Bundesländern, von denen Bayern mit 1,5 Milliarden Euro die größte Summe beisteuert. Nach Angaben des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) entfallen 94 Prozent der Fördermittel auf den Glasfaserausbau. Wer also in einer solchen Förderregion lebt, darf am Ende von Glück sprechen: Nutzer bekommen dort die derzeit technisch besten Netze.

https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article161443441/So-will-die-Telekom-Turbo-Internet-aufs-Land-bringen.html
http://speedtest.chip.de/
https://www.check24.de/dsl-handy/dsl/vergleichen/2/?wpset=google_dsl_02

Sonntag, 28. Mai 2017

G7 - Die USA führen nicht mehr - Merkel fordert europäische Alleingänge

### Konzeptloser twitternder "Donald" aus USA bei G7-Treffen ### Now - you are alone!

Das historische G7-Treffen auf Sizilien hallt nach. US-Präsident Trump hat gezeigt, dass er international nicht führen wird. Europa müsse sein Schicksal in die eigene Hand nehmen und für die Zukunft kämpfen, resümiert Bundeskanzlerin Merkel.

Der G7-Gipfel auf Sizilien war diplomatisch eine wacklige Angelegenheit. Dies war zwar insgesamt einigen neuen Regierungschefs geschuldet, die erstmals an einer Veranstaltung teilnahmen, aber unter ihnen insbesondere mit US-Präsident Donald Trump, der sich nur sehr widerwillig in das Gesamtbild einfügen wollte. Er kam zu spät, er hörte dem italienischen Gastgeber nicht zu, er boykottierte gemeinsame Erklärungen.

Grund genug für Bundeskanzlerin Angela Merkel, nach ihrer Rückkehr aus dem italienischen Taormina deutliche Worte zu wählen: "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei", sagte die CDU-Chefin auf einer Wahlkampfveranstaltung in München. "Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen." Sie müssten selbst für ihre Zukunft kämpfen.
Differenzen mit dem Chef des Weißen Hauses hatte es vor allem bei Klimaschutz und Flüchtlingspolitik gegeben. Erst kurz vor Schluss einigten sich die sieben führenden westlichen Industrienationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA auf eine gemeinsame Position zu internationalen Handelsregeln.
Wichtig seien dabei aber auch die Freundschaft mit den USA und Großbritannien sowie eine gute Nachbarschaft mit weiteren Staaten wie Russland, sagte Merkel. Dem neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron wünschte Merkel alles Gute und bekräftigte unter Applaus des Publikums: "Wo Deutschland helfen kann, wird Deutschland helfen, weil es Deutschland nur gutgehen kann, wenn es Europa gutgeht."
Macron hatte sich bei seinem ersten Treffen mit Trump mit einem betont festen Händedruck Respekt verschaffen wollen. "Mein Händedruck mit ihm war nicht ohne Hintergedanken", sagte Macron der französischen Zeitung "Le Journal du Dimanche". Ein solcher Händedruck sei "ein Moment der Wahrheit. Man muss zeigen, dass man keine kleinen Zugeständnisse macht, nicht einmal symbolisch", sagte der Staatschef. Zugleich lobte er, dass Trump im direkten Kontakt zuhören und lernen wolle und offener sei als man ihm nachsage. "Er mag den direkten Kontakt und ist in der Lage, seine Position zu ändern."

Dies schätzen auch EU-Diplomaten so ein: Trump habe sich in seiner kurzen Amtszeit bereits erheblich bewegt. Auch Merkel hatte einen Kompromiss in der Handelspolitik und die weitgehende Einigkeit in einer Vielzahl außenpolitischer Themen und dem Anti-Terror-Kampf gelobt. "Das eigentliche Problem mit dem neuen US-Präsidenten ist, dass er von einem radikal anderen Standpunkt aus startete, nämlich der Ablehnung jeder multilateralen Ordnung", sagte ein EU-Diplomat.
In der Bundesregierung ist man mit der Bilanz der Trump-Reise nicht so unzufrieden: Nachdem der US-Präsident bereits eine Ablehnung der Nato revidiert hatte, besteht der eigentliche Erfolg von Taormina für deutsche Diplomaten darin, ihn zur klaren Absage an den Protektionismus bewegt zu haben. Dies entlastet die deutsche Vorbereitung für den G20-Gipfel in Hamburg Anfang Juli erheblich, weil die USA schlecht hinter die Formulierung der G7 zurückfallen können. Die informellen Gespräche vieler Regierungschefs mit Trump scheinen also etwas Wirkung zu zeigen. Wie viel, muss sich in Bezug auf die US-Position zum Klimaschutz noch zeigen.

Schlüsselthema Klimapolitik

Erst kommende Woche will das Weiße Haus entscheiden, ob es das bereits in Kraft getretene Pariser Klimaschutzabkommen respektiert oder aussteigt. Dass ein G7-Gipfel in der Abschlusserklärung erstmals die Isolation der USA in einem wichtigen Punkt wie Klimaschutz benennt, ist eine Premiere - und ein klares Warnsignal an den US-Präsidenten, auch wenn dieser dies innenpolitisch sogar als Erfolg für seine Standhaftigkeit verkaufen mag.
Die Klimapolitik ist längst zum Schlüssel für die globale Vormachtsstellung geworden. Die Brisanz der Klimapolitik wurde ihm von den G7-Partnern deutlich gemacht: Sollte er dem Druck von Klimaschutzgegnern und Lobbyisten nachgeben, wird es einen offenen Konflikt der USA mit den westlichen Partnern und wohl weiten Teilen der Welt geben. Dabei könnte es dann nicht mehr nur um den Streit über Gipfelerklärungen gehen: Frankreich hat etwa Strafen für Firmen aus Ländern angeregt, deren Regierungen sich durch fehlende Klimaschutzauflagen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen.

Von einer amerikanischen Führungsrolle sprach auf dem G7-Gipfel außer den Amerikanern niemand mehr. Die gibt es höchstens im militärischen Bereich, weshalb Trumps Bekenntnis gelobt wurde, in Konflikten wie in Syrien, Libyen, der Ukraine und in Korea eine aktive Rolle zu spielen. Ansonsten entstand bei den Partnern eher der Eindruck einer Supermacht, die selbst geführt werden müsse - weil deren Chef viele globale Zusammenhänge noch nicht verstehe. So erhielt Trump auch den nicht so dezenten Hinweis, dass es einen gewissen Widerspruch zwischen seinem "America First" und dem Aufstieg Chinas gebe.
Bereits im Februar nutzte Chinas Präsident Xi Jinping das Weltwirtschaftsforum in Davos, um sich der Welt angesichts Trumps protektionistischer Äußerungen als neue Führungsnation im Freihandel zu präsentieren. Mit der Seidenstraßenkonferenz machte die Volksrepublik dann ihren Anspruch als künftig wichtigste Handels- und Wirtschaftsnation klar. Zieht sich Washington aus dem weltweiten Klimaschutz zurück, dürfte sich die kommunistische Führung in Peking dem Rest der Welt auch dort als Führungsmacht verkaufen. Und die EU, Kanada oder Japan werden dann wohl an der Seite Chinas und nicht der USA stehen. Der Rest der Welt werde jedenfalls "klar auf Zukunftskurs bleiben", sagte Umweltministerin Barbara Hendricks der "Welt am Sonntag".
Als sich Donald Trump auf dem US-Stützpunkt Sigonella auf Sizilien von amerikanischen Soldaten verabschiedete, sprach er von "großartigen Beziehungen", die sein Land zu anderen Staaten habe. Eine Führungsrolle ist es - zumindest derzeit - nicht.

http://www.n-tv.de/politik/Merkel-fordert-europaeische-Alleingaenge-article19863316.html
http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Trump-vertagt-Fluechtlings-und-Klimafrage-article19861964.html
Die Welt ist nicht genug - 007
Ich & Du ... https://www.youtube.com/watch?v=LeMLVEJLruQ
Glasperlenspiel - https://www.youtube.com/watch?v=C03n4AAiL9w
G7 Trump - https://www.youtube.com/watch?v=krNL5fnTxJc

Samstag, 27. Mai 2017

Blockadehaltung der Amerikaner - Trump mischt G-7-Gipfel auf

Mit seiner Blockadehaltung brüskiert Präsident Trump die anderen G-7-Teilnehmer und untergräbt die Funktion des Gipfeltreffens. Amerikas Position zum Klimaabkommen bleibt offen. Die Abschlusserklärung droht zu einem Minimalkonsens zu werden.
Amerikas Präsident Donald Trump blockiert die Gruppe der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7). Auf dem G-7-Gipfel in Taormina auf Sizilien zeigte sich am Freitag große Uneinigkeit mit den Amerikanern über Freihandel, Klimaschutz und in der Flüchtlingskrise. Allein im Kampf gegen den Terrorismus demonstrierten die Staats- und Regierungschefs nach dem verheerenden Anschlag in Manchester Einigkeit und sicherten zu, ihre Anstrengungen zu „verdoppeln“. Klar ist auch, dass Trump auf dem Gipfeltreffen noch nicht bekanntgeben wird, ob er das Klimaschutzabkommen von Paris aufkündigt oder nicht.
Die Blockadehaltung Trumps verurteilte die G-7-Gruppe ansonsten aber zur Untätigkeit. Der amerikanische Präsident brüskierte auch Gastgeber Italien mit seinem Widerstand gegen einen umfassenden Plan zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Italien hatte die positiven Aspekte der Zuwanderung und neue Ansätze im Umgang mit Flüchtlingen hervorheben wollen. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, bestanden die amerikanischen Unterhändler aber darauf, stattdessen nur zwei Paragrafen in die Abschlusserklärung aufzunehmen, die Grenzsicherung und Sicherheitsaspekte betonen.
Zuvor hatte der amerikanische Präsident die exportstarken Deutschen angegriffen, indem er ihren Handelsüberschuss „bad, very bad“ (schlecht, sehr schlecht) nannte. Kanzlerin Angela Merkel wies die Kritik als „nicht sachgerecht“ zurück. Am Rande des Gipfels habe sie mit Trump darüber gesprochen. Es sei bekannt, dass die Deutschen mehr in die Vereinigten Staaten verkaufen, als sie von den Amerikanern kaufen. Auf der anderen Seite habe man viel mehr deutsche Direktinvestitionen in Amerika. „Und nach meiner Meinung muss man diese Dinge auch zusammen sehen.“
Merkel und Trump einigten sich bei ihrem Treffen am Rande des Gipfels auf eine „Gruppe, die sich mit den Handelsfragen noch einmal beschäftigt“, wie die Bundeskanzlerin im Anschluss an das persönliche Gespräch mit Trump sagte. Diese Arbeitsgruppe solle „Details nochmal intensiv austauschen, um vielleicht zu spezifischeren Positionen zu kommen“. Merkel sprach von einer „lebendigen, sehr ehrlichen Diskussion“.

Trump auf Konfrontationskurs

Nach dem Nato-Gipfel in Brüssel, wo schon große Differenzen zu Tage getreten waren, blieb Trump auch in Italien auf Konfrontationskurs. Sein Widerstand gegen gemeinsame Lösungsansätze verhinderte früher mögliche Kompromisse. Es wurde die Sorge geäußert, dass Trump die Funktion und Bedeutung der jährlichen Treffen der Staats- und Regierungschefs untergrabe. Kritiker sprachen von „Trampel-Trump“.
EU-Ratspräsident Donald Tusk sprach vom „schwierigsten G-7-Gipfel seit Jahren“. Auch andere Beobachter sahen einen „Tiefpunkt“ in der Geschichte der G-7 und warnten vor einem „Reinfall“. Außer Trump sind auch Gentiloni sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die britische Premierministerin Theresa May neu in der Runde, in der Merkel die Dienstälteste ist. Ebenfalls dabei sind die Premiers von Kanada und Japan, Justin Trudeau und Shinzo Abe. Wegen der Terrorlage in Großbritannien wollte May am Freitagabend wieder abreisen.
Offen ist, ob sich die G-7 nach den zweitägigen Beratungen im Abschlussdokument - wie in der Vergangenheit - klar für freien Handel und gegen Protektionismus aussprechen. Bisher hatten die neue amerikanische Regierung auch im Kreis der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) ein Bekenntnis blockiert. Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn sagte, es gehe Amerika um faire Spielregeln.
Die finalen Formulierungen für die Abschlusserklärung sollten die zuständigen Spitzenbeamten der Staats- und Regierungschefs, die sogenannten Sherpas, in der Nacht zum Samstag festlegen. Ziel der Bundesregierung war es, beim freien Handel eine deutlichere Absage an den Protektionismus zu verhandeln als auf dem Treffen der G-7-Finanzminister vor zwei Wochen. Doch jetzt, nachdem die Amerikaner auf Blockade aus sind, droht die Abschlusserklärung ein Minimalkonsens zu werden.

Trump hält sich bedeckt bei Klimaschutzabkommen

Im Streit über den Klimaschutz appellierten Deutschland und andere G-7-Länder an die Amerikaner, nicht aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen. „Wir haben sehr viele Argumente vorgebracht“, sagte Merkel. Sie selbst habe besonders darauf hingewiesen, dass die Zukunft der Arbeitsplätze auch von einer effizienten Ressourcennutzung abhänge. Überzeugen aber konnten die sechs anderen der Siebener-Gruppe Trump offenbar nicht. „Die Vereinigten Staaten haben deutlich gemacht, dass sie ihre Entscheidung noch nicht getroffen haben und hier auch nicht treffen werden“, sagte Merkel.
Alle anderen stehen aber zu dem Abkommen, das die Staatengemeinschaft verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Berater Cohn sagte, Präsident Trump empfinde die Verpflichtungen als „ungerecht“ und schädlich für die Wirtschaftsentwicklung der Vereinigten Staaten. „Wir müssen Vorschriften loswerden, die Wachstum behindern.“

Kampf gegen islamistischen Terror

Unter dem Eindruck der Attacke in Manchester einigten sich die G-7 darauf, dass sich die Innenminister treffen sollen. Zudem riefen sie soziale Netzwerke auf, ihre Anstrengungen gegen den Missbrauch des Internets durch Verbreitung für islamistische und terroristische Propaganda zu erhöhen. Auch soll der Informationsaustausch unter den Ländern verbessert werden. „Das ist essenziell“, sagte Merkel. Darüberhinaus sollen die Finanzierungsquellen von Terroristen trockengelegt werden.
Ein zweites Thema, das von Italien weit oben auf die Liste der Diskussionsthemen gesetzt wurde, ist die Migration. Seit Beginn des Jahres sind schon 50.000 Flüchtlinge und Migranten in Italien angekommen, vor allem in Sizilien. Kommissionspräsident Juncker sagte dazu, die Europäische Union strebe danach, das Migrationsthema nicht als europäisches, sondern als eine globale Frage zu behandeln.

Migration: Treffen mit Vertretern afrikanischer Länder

Das Thema Migration wird die G-7-Runde an diesem Samstag beschäftigen. Dazu ist ein Treffen mit Vertretern mehrerer afrikanischer Ländern geplant. G-7-Gastgeber Italien will dann über Migration und den Kampf gegen Hungersnöte reden. Aktivisten hatten eindringlich an die G-7 appelliert, mehr Geld für den UN-Hilfsappell zur Verfügung zu stellen. Gastgeber Italien musste aber schon im Vorfeld eine Initiative für Ernährungssicherheit sowie seinen Plan für eine bessere Bewältigung der Flüchtlingskrise aufgeben.
Für den gastgebenden italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni sind die Probleme der Globalisierung eines der drängendsten Themen für die Diskussion auf dem Gipfel. „Wir erleben das Ende der ,goldenen Phase’ der Globalisierung“, schrieb Gentiloni in einem Grußwort. Die Globalisierung habe dazu beigetragen, in Asien und Lateinamerika Hunderte Millionen von Menschen aus der Armut zu holen. „Sie hat aber auch Ungleichgewichte geschaffen, die jetzt in den westlichen Ländern klar zutage getreten sind“, urteilte Gentiloni. Italien hat wegen einer abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit und einer schrumpfenden Produktivität in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Hälfte seiner Anteile an den Weltexporten verloren.
Quelle: ilo./rike./dpa

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/blockadehaltung-der-amerikaner-trump-mischt-g-7-gipfel-auf-15034087.html

Freitag, 19. Mai 2017

Mehrwertsteuer aus China - Kampf gegen Steuerbetrug bei Ebay, Amazon & Co.

Online ist Einkaufen weltweit problemlos möglich, vor allem über große Plattformen wie Ebay und Amazon. Bei der Mehrwertsteuer hakt es jedoch: Wie chinesische Firmen den Fiskus betrügen und wie Schäuble dagegen ankämpft.

Wer bei Amazon einen Duschkopf mit einer multifunktionalen Regenbrause sucht, stößt auf ein Angebot von Lifewit. Klingt gut, vor allem der Preis von 23,99, man spart angeblich 26 Euro, und der Name wirkt westlich vertraut. Wenn man sich die Mühe macht, Lifewit anzuklicken und sich das Impressum anzuschauen, sieht es ganz anders aus.

Als Geschäftsname steht dort: „fuzhou zesilanfu maoyiyouxiangongsi“. Und als Adresse ist angegeben: „jinshanjiedao pushangdadao272hao cangshanwangda Aqu 2ceng 195shangpu fuzhuyongfang Bqu“ in Fuzhou. Die Stadt gibt es, sie liegt in der südchinesischen Provinz Fujian gegenüber von Taiwan.

Die Adresse ist dennoch total falsch, versichert mir eine chinesische Bekannte, eine Feststellung, auf die man auch ohne detaillierte Chinesischkenntnisse kommen könnte. Und der Verdacht liegt nahe, dass ein Unternehmen mit Fake-Adresse keine 19 Prozent Umsatzsteuer vom hierzulande verkauften Duschkopf ans deutsche Finanzamt weiterleitet. Ein leichter Betrug, denn der Fiskus – in Deutschland ist das Finanzamt Berlin-Neukölln für chinesische Händler zuständig – wäre allemal überfordert, in Fuzhou oder anderswo die Steuerschuldner aufzutreiben.

Das Problem der Steuerhinterzieher auf Online-Plattformen, etwa bei Amazon oder Ebay, ist den Steuerbehörden und vielen ehrlichen Wettbewerbern bekannt. So berichtet  NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans aus der Praxis seiner Steuerfahnder: Von 3531 Händlern bei Ebay Deutschland mit Sitz in China/Hongkong hätten laut Impressum, Stand März 2017, nur drei Händler überhaupt eine Steuer-ID gehabt.

Dabei ist klar: „Händler, die – beispielsweise im Internet  –  aus Drittländern Waren nach Deutschland verkaufen, ohne dabei die gesetzliche Einfuhrumsatzsteuer auszuweisen und abzuführen, begehen Umsatzsteuerbetrug“, erklärt Matthias Händle, Präsident der Außenhandelsvereinigung  des Deutschen Einzelhandels (AVE).

Kaum Mehrwertsteuer aus China

Der Steuerbetrug von vor allem chinesischen Händlern summiert sich mit jedem Duschkopf, Lippenstiftset, Tablet, Anzug oder Seifenspender, die diese übers Internet in Deutschland verkaufen. Denn von den vielen chinesischen Anbietern, die dort verkaufen, führt kaum einer die fälligen 19 Prozent Mehrwertsteuer an den deutschen Fiskus ab, klagt auch Thomas Eigenthaler von der Deutschen Steuergewerkschaft. Er spricht von „mindestens eine Milliarde Euro Steuerschaden, die Dunkelziffer ist hoch.“ Und die Tendenz ist angesichts des boomenden Internethandels stark steigend.

Betroffen ist nicht nur der Fiskus. Für deutsche Einzelhändler werden „die schwarzen Schafe, die sich durch den Mehrwertsteuerbetrug einen immensen Wettbewerbsvorteil verschaffen, inzwischen zu einer existenziellen Bedrohung“, warnt Ludwig Veltmann vom mittelständischen Handelsverbund ZGV. Erst recht, wenn auch noch der chinesische Internetriese Ali Baba mit einer eigenen Handelsplattform auf den deutschen Markt dränge, wie Veltmann befürchtet. Denn wer die Mehrwertsteuer nicht abführt, kann einen höheren Gewinn einstreichen und vor allem im Onlinegeschäft, wo die Verbraucher fast nur auf den Preis schauen, günstiger anbieten und damit die ehrliche Konkurrenz ausstechen.


http://www.wiwo.de/finanzen/steuern-recht/mehrwertsteuer-aus-china-kampf-gegen-steuerbetrug-bei-ebay-amazon-und-co-/19760380.html