Freitag, 9. Oktober 2015

Gemündener Bad bleibt erhalten

VG-Rat Fraktionen finden gemeinsame Lösung
Von unserem Redakteur Markus Lorenz

M Kirchberg. Der Super-GAU, nämlich die Raum stehende Schließung, ist für das Gemündener Freibad vorerst abgewendet. Der Kirchberger Verbandsgemeinderat hat sich am Mittwochabend einstimmig für den Fortbestand der Badeanstalt ausgesprochen. Allerdings werden die jährlichen Kosten für Reparaturen auf 21 000 Euro gedeckelt. Sollten diese überschritten werden, müssten sie von der Gemeinde Gemünden oder dem Förderverein aufgebracht werden. Wenn dies nicht gelingt, wird das Bad tatsächlich dicht gemacht. Gleiches trifft auf das Kirchberger Freibad zu – wegen anderer technischer Voraussetzungen gelten dort 15 000 Euro als Höchstsatz. Sollten Reparaturen die genannte Grenze überschreiten, steht die Stadt Kirchberg in der Pflicht.
Kosten werden künftig gedeckelt
Auf diesen Kompromiss haben sich alle Fraktionen nach monatelangem Ringen geeinigt. Für alle überraschend kam ein weiterer Vorschlag der FWG: Guido Scherer plädierte dafür, dass nicht verausgabte Mittel angespart werden können. Sollten im Fall Gemünden beispielsweise in einem Jahr Reparaturkosten in Höhe von nur 15 000 Euro anfallen, werden 6000 Euro zweckgebunden auf die hohe Kante gelegt. Die FWG schlug eine dreijährige Ansparzeit vor, der VG-Rat einigte sich letztlich bei sechs Enthaltungen auf zwei Jahre.
2300 Unterschriften gesammelt
Vor Sitzungsbeginn mussten die Ratsmitglieder durch ein Spalier von Demonstranten treten. Der Förderverein des Gemündener Bades hatte auf dem Marktplatz mobil gemacht. Eine Delegation übergab Harald Rosenbaum eine Liste mit rund 2300 Unterschriften gegen die Schließung des Bades. „Ich hoffe nicht, dass ich meine letzte Bahn dort geschwommen habe“, tat ein Gemündener kund. Der VG-Bürgermeister lobte ausdrücklich das faire Verhalten der Betroffenen in den zurückliegenden Monaten. „Wie die Diskussion bislang verlaufen ist, ist wirklich in Ordnung. Auch etwas Polemik gehört zu einem demokratischen Prozess dazu.“ Die Unterschriftenaktion wertete er als „Zeichen des Engagements der Bürger“.

Zu Beginn der Sitzung erläuterte Rosenbaum noch einmal die Sachlage: Die vier Bäder in der VG Kirchberg verursachen jährliche Kosten zwischen 500 000 und 650 000 Euro. Landeszuschüsse gibt es nur für eine Sanierung des Kirchberger Hallenbades, dessen Technik auch das Freibad versorgt. „Wir haben die Aussicht, dass der Sportstättenbeirat uns mit diesem Vorhaben 2017 auf den ersten Platz der Prioritätenliste des Kreises setzt. Dann können wir Fördermittel beantragen und loslegen.“ 3,2 Millionen Euro soll die Generalsanierung kosten.
Der Ältestenrat hat den jetzt verabschiedeten Kompromissvorschlag ausgearbeitet. „Es werden keine Bäder geschlossen“, unterstrich Rosenbaum, „aber wir können die Bäder auch nicht um jeden Preis erhalten. Jetzt haben wir zumindest die Sicherheit, dass sich die Kosten in einem gewissen Rahmen bewegen“, war der Bürgermeister zufrieden.

Die Sprecher aller Fraktionen lobten den gefundenen Kompromiss als „kleinsten gemeinsamen Nenner oder größte gemeinsame Schnittmenge“, so Hans-Gerd Bongard (CDU). Auch Werner Klockner (SPD) fiel „ein Stein vom Herzen“. Das nun erzielte Ergebnis sei ein Zeichen der guten Zusammenarbeit im Rat über Fraktionsgrenzen hinweg. Ins gleiche Horn stießen Guido Scherer (FWG) und Wolfgang Hübner (FDP). Ein Kompromiss täte letztlich beiden Seiten immer etwas weh. Es gelte aber abzuwarten, wie leistungsfähig der Beschluss tatsächlich sei. Auch die Grünen können mit der getroffenen Lösung „gut leben“, wie Hans Dunger erläuterte. „Allerdings brauchen die Gemündener auch nicht zu glauben, dass die Welt untergeht, wenn ihr Bad geschlossen wird.“

Der „Deckel“ von 21 000 Euro errechnet sich übrigens aus den durchschnittlichen Reparaturkosten für das Gemündener Bad der vergangenen Jahre. Ortsbürgermeister Dieter Kaiser kündigte während der Sitzung an, dass die Gemeinde höhere Kosten zum Erhalt des Bades bis zu 10 000 Euro tragen werde. 

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 9. Oktober 2015, Seite 19

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