Sonntag, 23. April 2017

Präsidentenwahl in Frankreich - Eine Wahl im Ausnahmezustand

So hoch waren die Sicherheitsvorkehrungen noch nie: Mehr als 50.000 Polizisten sind bei der Wahl des neuen französischen Präsidenten im Einsatz. Der Anschlag auf den Champs-Elysées hat die Nervosität noch einmal gesteigert. Noch ist völlig offen, wer als nächstes Staatsoberhaupt in den Élyséepalast einzieht.

Von Kathrin Hondl, ARD-Studio Paris

Delphine Goater speichert eine Notrufnummer in ihrem Telefon. "Wenn Panik ausbricht, kann ich ja nicht erst anfangen in der Broschüre zu blättern", sagt sie. Delphine ist Wahlleiterin im 11. Arrondissement von Paris, verantwortlich für eines von insgesamt 66.546 Wahllokalen in Frankreich. "Ich hoffe, dass vor meinem Wahlbüro wenigstens ab und zu ein Polizist auftaucht", sagt Goater, aber sie wisse es nicht. Details über die Sicherheitsvorkehrungen habe man nicht bekanntgegeben.
Mehr als 50.000 Polizisten und 7000 Soldaten sind im Einsatz, während die Französinnen und Franzosen ihr neues Staatsoberhaupt wählen. Der amtierende Präsident François Hollande tritt nicht mehr an. Elf Kandidaten stehen zur Wahl, aber nur vier von ihnen haben nach Umfragen realistische Chancen, in die Stichwahl am 7. Mai zu kommen: Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron, die rechtsextreme Marine Le Pen, der Konservative François Fillon und der Linke Jean-Luc Mélenchon.

 

"Schicksalswahl" für Frankreich und Europa

Viele sprechen von einer "Schicksalswahl" nicht nur für Frankreich sondern auch für Europa. Denn mit der rechtsextremen Le Pen und dem linken Mélenchon gehören eine EU-Feindin und ein vehementer EU-Kritiker zu den Favoriten. Zwar gilt der Europafreund Macron den Umfragen nach als aussichtsreichster Bewerber, doch der Abstand zu den drei anderen Finalisten ist gering. Kurz: Es wird äußerst spannend.
"Alles ist möglich", meint auch die Pariser Wahlbüroleiterin Goater. Und es könnte ziemlich lange dauern, bis am Abend mit ersten verlässlichen Hochrechnungen zu rechnen ist. Denn während in ländlichen Regionen die Wahllokale um 19 Uhr schließen, darf in Großstädten wie Paris, Lyon, Marseille oder Toulouse bis 20 Uhr gewählt werden.

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